Rundumstrahler

Der Anstoß kam durch Herrn Naumann aus Schwaig. Seine Frau und er sind begeisterte Konzertgänger. Schon lange war es deren Ziel auch in den eigenen vier Wänden einen möglichst authentischen Klang ähnlich wie im Konzertsaal zu erzielen. Nach langem Experimentieren mit Mehrkanalsystemen fanden dann die Rundumstrahler in deren Wohnzimmer Einzug.

Da mich diese Systeme gleich begeisterten, begann ich im Jahre 2004 mit der Entwicklung eines eigenen Rundumstrahlers. Dabei sollte es eine vollständige Neuentwicklung werden, welche aber auf bereits Bewährtes, insbesondere dem Einsatz von Kegeln als Schallreflektoren, aufbaute. Entscheidend ist die Form des Reflektors. Nicht etwa trichterförmige Formen sind gut geeigent sondern ein Kegel mit 45 Grad Neigung. Nur in diesem Fall wird der von unten einfallende Schall auch über die gesamte Kegelfläche rundum nach außen verteilt.

Weitere Messungen an verschiedenen Chassis zeigten, nicht der gesamte vom Chassis erzeugte Frequenzbereich muss reflektiert werden sondern nur der Bereich welcher aufgrund der zunehmenden Bündelung nicht mehr genügend seitlich abgestrahlt wird. Es sind daher nicht besonders große Kegel nötig, sondern eher kleinere, die aber von der Größe an das Chassis angepasst sind. Als Faustregel zeigt sich, dass der Durchmesser des Kegels etwa so groß sein sollte wie der Membrandurchmesser des Chassis.  In einigen Fällen war der optimale Kegel sogar deutlich kleiner als das Chassis.

Nicht ganz optimal ist dabei die sehr kleine schallabstrahlende Fläche um den Hochtöner und die symetrische Kante, welche rundum den gleichen Abstand zum Zentrum aufweist. Wenn nicht der starke Wunsch nach einer symetrischen Anordnung wäre, könnte man dies noch besser lösen indem das Chassis nicht mittig in den Kegel bzw. das Gehäuse eingebaut würde. Denkbar wäre auch eine schallabsorbierende Bekleidung naheliegenden Fläche.

Weitere Versuche ergaben große Unterschiede bei den Hochtönern. So wollte sich bei einigen Modellen unbeeindruckt von der Kegelform gar kein einigermaßen gerader Frequenzgang einstellen, diese schieden demnach schnell aus. Was blieb war der Hochtöner von Vifa mit Ringradiator und einer kleinen Frontplatte. Dieses Chassis zeigte zum Einen eine weitestgehend gleichmäßige Schallabstrahlung und war zum Anderen von der Baugröße mit der sehr kleinen Frontplatte sehr gut für den Einbau in den Kegel geeignet. Die Auswahl bei den Breitbändern fiel ebenso auf ein Chassis von Vifa. Sehr gut geeigent ist aber auch der Breitbänder von Scan Speak und natürlich noch viele andere Chassis.

Nun zum Abstand der Kegelspitze zum Chassis. Beim Hochtöner sind etwa 1-2mm günstig, bei Breitbändern passen eher Abstände von 10-50mm. Dies ist je nach Chassis unterschiedlich und kann nur durch Messungen herausgefunden werden.

Übrigens muß ein Rundumstrahler anders abgestimmt werden als herkömmliche Lautsprecher. Ist es normalerweise das Ziel auf Achse einen möglichst  waagerechten Frequenzverlauf zu erzielen, führt dies bei einem Rundumstrahler dazu, dass die Höhen zu stark vertreten sind. Für meinen Geschmack war daher ein mit  zunehmender Frequenz abfallender Frequenzgang richtig; am Hörplatz der ja in einigem Abstand zu den Schallquellen liegt und reflektierenden Wänden um die Schallquelle stimmte es dann wieder.

Sehr wichtig ist natürlich auch der Hörraum. Denn gerade bei einem Rundumstrahler wirkt sich die raumakustische Situation des Hörraumes stark aus, noch stärker als bei üblichen Lautsprechern. Allgemein sollte der Abstand zu der Seitenwand und der Rückwand eher größer sein als bei üblichen Lautsprechern. Es bedarf daher einiger Zeit um die richtige Aufstellung herauszufinden.

Dafür ist das Ergebnis beeindruckend: Ein sehr ausgewogenes und weiträumiges Klangbild ohne Klangverfärbungen und der Illusion etwas mehr in einem Konzertsaal zu sitzen.
Doch gibt es auch klare Nachteile für diejenigen Hörer die z.B. eine exakte Mittenabbildung von Stimmen gewohnt sind. Bei Rundumstrahlern bildet sich diese nicht so punktgenau ab. Dafür kann man fast im gesamten Raum einen sehr ähnlichen Klangeindruck erfahren, was bei herkömmlichen Lautsprechern nur im Stereodreieck stattfindet. Vor allem bei Livekonzertaufnahmen und bei Kirchenorgelmusik führt die Wiedergabe über Rundumstrahler zu einem natürlicheren Höreindruck.

Aktualisierung:
Inwzischen lässt sich sagen, dass sich die Vorteile eines direkt- bzw. rundum strahlenden Lautsprechers durchaus verbinden lassen.
Hierzu finden Sie mehr unter dem Projekt DiRondo3:

Kegeleinfluss

Einfluss eines 10cm breiten Kegels auf den Breitbänder von Vifa, Messung erfolgt seitlich in 90Grad zum Chassis

Kegeleinfluss2

Einfluss verschieden großer Kegel auf den Breitbänder von Vifa, Messung erfolgt seitlich in 90Grad zum Chassis